Nichts ist mächtiger, als eine Idee, deren Zeit gekommen ist.

Das Netzwerk der Elterninitiativen für Geburtskultur hat wieder getagt. Von Erschöpfung keine Spur. Vielmehr haben wir erneut Kraft getankt und viele Ideen ausgebrütet. Was wir in unserem Grundsatzpapier verankert haben und warum rosa Bäume so schön sein können, erfahrt ihr in diesem Beitrag.

Der Hintergrund

Mit den Sorgen werdender Eltern um ihr Ungeborenes werden Milliardenbeträge erwirtschaftet. Die Grenzen zwischen sinnvoller Vorsorge und Gesundheitsmarkt sind für Eltern meist nicht durchschaubar. Mittlerweile nehmen 99% der Schwangeren Testangebote außerhalb der Mutterschaftsrichtlinien in Anspruch.
Die Technisierung der Schwangerenbegleitung geht einher mit einer zunehmenden Entfremdung von den natürlichen Prozessen in Schwangerschaft und Geburt. Diese bereitet den Boden für Angst und Unsicherheit und damit für weitere Kontrolluntersuchungen.
Durch Tests, Klinikroutine, Medikamente und Technikeinsatz erleben Eltern auch unter der Geburt häufig Entmündigung und Angst um ihr Kind. In Deutschland erleben nur noch 6,7 % der Gebärenden eine Geburt ohne medizinische Eingriffe, obwohl 70-80% der Schwangeren bei Geburtsbeginn laut WHO als gesund einzustufen sind. Die hohen Raten an Kaiserschnitten und Frühgeburten sind ebenfalls ein deutliches Signal dafür, dass akut gehandelt werden muss.
Für Eltern sind diese Zustände nicht länger hinnehmbar.

Unsere Grundsatzerklärung

Auf der Märztagung des Netzwerkes der Elterninitiativen für Geburtskultur haben wir unsere gemeinsame Grundsatzerklärung verabschiedet. Mit vielen Unterstützern, die die Erklärung im Anschluss daran unterzeichnet haben, gehen wir jetzt gestärkt voran. Vielen Dank für diesen Rückenwind an alle, die hier mitgezeichnet haben.

Grundsatzerklärung der Elterninitiativen für Geburtskultur einsehen.

Unsere Forderungen

  1. Transparenz zur Unterscheidung zwischen einer Vorsorge, die an den individuellen Bedürfnissen orientiert ist und den Interessen eines wirtschaftsorientierten Gesundheitsmarktes. Außerdem fordern wir ein Informationsgebot über die gleichberechtigte Vorsorgemöglichkeit durch Hebammen.
  2. Individualität und Selbstbestimmung der Gebärenden auch im klinischen Umfeld. Eltern treten für die Förderung der physiologischen Geburt und konkrete Maßnahmen zur Senkung der Kaiserschnittrate ein. Die Abschaffung invasiver Routinemaßnahmen und die konsequente Eins-zu-Eins-Betreuung jeder Gebärenden durch eine Hebamme sind zentrale Forderungen zur Verbesserung der klinischen Geburtshilfe.
  3. stärkende Begleitung durch freiberuflich und geburtshilflich tätige Hebammen in allen Phasen des Elternwerdens.
  4. Ausbau, finanzielle Absicherung und angemessene Vergütung aller von Hebammen aufgebauten und am Bedarf von Eltern orientierten Strukturen zur Geburtshilfe, wie Geburtshäuser, Hebammenkreißsäle und Hebammenpraxen inklusive der Hausgeburtshilfe.
  5. gesellschaftliche Anerkennung einer notwendigen Unterstützung von Frauen/ Paaren in der Familiengründungsphase.
  6. staatliche Mitverantwortung zur Regelung wohnortnaher geburtshilflicher Versorgung.

Die Umsetzung der Menschenrechte im Umfeld der Geburt wird in Deutschland immer weiter erschwert und vielerorts kann nicht einmal mehr eine adäquate Gesundheitsversorgung werdender und junger Mütter gewährleistet werden. Eine angstfreie Schwangerschaft, eine natürliche Geburt mit einer zurückhaltenden Geburtshilfe und eine intensive Betreuung im Wochenbett sind immer seltener die Regel. Dabei ist unsere Gesellschaft existenziell darauf angewiesen, dass Kinder gezeugt, geboren und im Aufwachsen begleitet werden. Eltern übernehmen für die nächste Generation eine gesellschaftlich herausragende Aufgabe, die Anerkennung und Schutz braucht und verdient.

Eltern fordern ein Mandat, um bei der Gestaltung der sie betreffenden, geburtskulturellen Rahmenbedingungen in Schwangerschaft, Geburtshilfe/-medizin, Wochenbett und Stillzeit mitwirken zu können. Sie sind willens mitzuarbeiten, um strukturelle Fehlentwicklungen zu korrigieren.

Durch die gemeinsame Arbeit der Elternvereine und Elterninitiativen in Deutschland im Netzwerk der Elterninitiativen für Geburtskultur, werden wir unseren Forderungen konsequent Nachdruck verleihen und auch zukünftig unsere Kräfte bündeln, um nachhaltig Veränderung herbeizuführen die in einer Reform der Geburtshilfe münden.

Das Netzwerktreffen

Beim dritten Netzwerktreffen waren wieder viele unterschiedliche Vereine und Initiativen vertreten. Alphabetisch sortiert sieht das so aus:

Deutscher Berufsverband Wochenbettbegleitung e.V.Deutscher Fachverband für Hausgeburtshilfe | Elternstimme sichere Geburt | ENCA | FlowBirthing
Geborgen geboren e.V. | Geburt e.V.| Geburtshaus und mehr e.V. Jena
Gerechte Geburt | Gesellschaft für Geburtsvorbereitung e.V. |GreenBirth e.V.|
Happy Birthday e.V. | HappyBirth e.V. | Hebammen für Deutschland e.V.|
Human Rights in Childbirth | Kampagne Normale Geburt| Kein Weg zu weit |
Kidsgo | La Leche Liga e.V.| Mother Hood e.V. | Mütterpflegerinschule Gießen /Familienlotsinnen | Netzwerk der Geburtshäuser e.V.|
Verein für Mütter- und Familienpflege e.V.

Und in Echt war es ganz bezaubernd, all die Powerfrauen persönlich kennen zu lernen.

„Dieses Treffen war durchdrungen von einer Kraft, die Potenzial hat, einer Kraft die ihre Kreise ziehen und Veränderungen herbei führen wird.“
Simone von Happy Birthday e.V.

Unser Kampf ist das Anlegen eines Gartens, meint Simone in ihrem Rückblick auf unserem Treffen. Wir pflanzen Bäume! Was für eine schöpferische, kraftvolle, nachhaltige und vorausschauende Art, für eine gute Sache zu kämpfen. Lest dazu ihren Beitrag.

Zum Schluss, aber nicht am Ende

Hier gibt es einen kleinen bildlichen Rückblick auf unser Treffen und die vielen tollen Frauen, die sich gegenseitig bereichert haben. Alle freuen sich auf unser nächstes Treffen – wenn die Ergebnisse unserer Arbeitspakete vorgestellt werden.

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