Empfehlungen des Bremer Bündnis zur Unterstützung der natürlichen Geburt

Voraussetzungen für gute Rahmenbedingungen in der Schwangerschaft:

Fundierte Information der Schwangeren Ärztinnen und Ärzte sowie Hebammen vermitteln in der Schwangerenvorsorge, dass die Geburt ein gesunder Prozess ist – und Risiken die Ausnahme sind.

Ärztinnen und Ärzte informieren alle Schwangeren, dass sie während der Schwangerschaft auch die Unterstützung der Hebammen in Anspruch nehmen können und dies von den Krankenkassen bezahlt wird.

Nutzen und Risiken der medizinischen Diagnostik in der Schwangerschaft werden verständlich erklärt.

Zu Beratung und Aufklärung gehört: Alkohol, Rauchen und andere Drogen schaden dem ungeborenen Kind und der Schwangeren. Sie erhöhen auch das Risiko für einen Kaiserschnitt. Ernährungsberatung und intensive Betreuung für übergewichtige Schwangere wird angeboten – dies senkt das Risiko eines Kaiserschnitts.

Jede geburtsvorbereitende Medikalisierung wird kritisch hinterfragt. Alle Schwangeren erhalten eine ergebnisoffene Beratung über mögliche Geburtsorte (klinisch – außerklinisch) sowie über die Unterschiede einer ambulanten und stationären Geburt.

Niedergelassene Frauenärztinnen und -ärzte sowie Klinikärztinnen und -ärzte erarbeiten gemeinsame Kriterien, welche Schwangeren in der Klinik vorgestellt werden sollen.

Bei der Anmeldung zur Geburt in einer Klinik klären ausschließlich erfahrene Ärztinnen und Ärzte auf. Dies soll eine Beratung gewährleisten, die die werdenden Eltern möglichst wenig beunruhigt.

Partnerinnen und Partner werden aktiv eingebunden und informiert, besonders im Hinblick auf ihre Rolle während der Geburt und im Wochenbett. Es wird auf die Geburtsvorbereitung /Partnerkurse für werdende Väter hingewiesen.

Die werdenden Eltern werden über die möglichen kurz- und langfristigen Risiken einer Kaiserschnittentbindung für das Neugeborene aufgeklärt.

Schwangeren wird die Website der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) http://www.familienplanung.de empfohlen. Sie bietet fachlich korrekte und neutrale Informationen.

Das Bremer Bündnis zur Unterstützung der natürlichen Geburt empfiehlt: Die bisherige Risikobetonung sollte kritisch überdacht werden.

Der Mutterpass begleitet die Frau durch die Schwangerschaft. Der Begriff „Risikokatalog“ im Mutterpass kann Befürchtungen wecken und Frauen verunsichern. Deshalb soll der Risikokatalog besser „Anamnesebogen“ heißen.

„Risikoschwangere“ erhalten eine ergebnisoffene Beratung über den möglichen Geburtsmodus bis zum geburtsvorbereitenden Gespräch in der Klinik.

In jeder Klinik gibt es feste Ansprechpersonen für Frauen / Paare mit besonderen Fragestellungen.

Voraussetzung für gute Rahmenbedingungen bei der Geburt: Orientierung an den Bedürfnissen der Frau

Die Geburtskliniken vermitteln: Die natürliche Geburt ist machbar und stärkt Frauen und Kinder. Ziel ist, die Ressourcen der Frauen und Paare zu fördern.

Die Geburtshilfe orientiert sich an den Bedürfnissen der einzelnen Frau.

Der Respekt vor dem Wunsch der Frau ist die Grundlage für die Beratungsgespräche im Vorfeld der Geburt. Ärztinnen und Ärzte sowie Hebammen nehmen die Frau mit ihren Ängsten ernst. Sie fragen, unter welchen Umständen sie sich für eine vaginale Geburt entscheiden würde. Sie sichern ihr zu, dass sie bei einer vaginalen Geburt alle Unterstützung erhält, die sie braucht.

Es wird angestrebt, dass eine Frau von einer Hebamme betreut wird (1:1). Dies reduziert die Rate der Kaiserschnitte.

Die Angst vor Gerichtsprozessen beeinflusst das Handeln der verantwortlichen Hebammen und Ärztinnen und Ärzte negativ. Hier besteht dringender politischer Handlungsbedarf.

Empfehlungen bei Beckenendlage

Die Kompetenz, Frauen aus einer Beckenendlage zu entbinden, ist nicht mehr durchgängig vorhanden. Deshalb wird die Bildung von Beckenendlage-Teams angestrebt. Betroffene Schwangere können so bei Bedarf in Kliniken mit bereits bestehenden Beckenendlage-Teams geschickt werden. Gegenseitige Hospitationen finden statt.

Empfehlungen bei Terminüberschreitung

Bei Überschreitung des Geburtstermins kooperieren die gynäkologischen Praxen mit den Kliniken, um eine gute Betreuung der Schwangeren zu gewährleisten.

Ist der voraussichtliche Geburtstermin mehr als 7 Tage überschritten, wird die Schwangere in der Klinik vorgestellt und, falls notwendig, stellt die Klinik die Indikation für eine Geburtseinleitung.

Empfehlungen bei Kaiserschnitt

Bei einem Wunsch nach Kaiserschnitt ist die Aufklärung durch Kinderärztinnen und -ärzte erwünscht. Neben der Beratung der Frau durch ihre niedergelassene Gynäkologin oder ihren niedergelassenen Gynäkologen findet auch eine Beratung durch die Fachärztin oder den Facharzt für Frauenheilkunde der Klinik, durch eine Hebamme und ggf. eine Psychologin oder einen Psychologen statt. Nach Möglichkeit werden mehrere Beratungstermine angeboten. Es wird als sinnvoll erachtet, dass es in jeder Klinik eine feste Ansprechpartnerin unter den Hebammen für die Beratung zum Wunschkaiserschnitt gibt.

Der geplante Kaiserschnitt sollte möglichst nach der 39. + 0 Schwangerschaftswoche erfolgen.

Muss die Geburt durch einen Kaiserschnitt beendet werden, sollten der Frau / dem Paar in Ruhe die Gründe dafür verständlich erklärt werden. Ist das vor der Operation nicht möglich, sollte die Erklärung später auf der Station durch eine an der Geburt beteiligte Ärztin oder einen beteiligten Arzt erfolgen. Dabei sollte den Eltern die Angst vor einer vaginalen Geburt bei einer nächsten Schwangerschaft genommen werden.

Nach einem Kaiserschnitt oder einer schwierigen Geburt sollte allen Frauen ein Nachgespräch mit einem bekannten Mitglied aus dem Geburtsteam angeboten werden.

Empfehlungen zu gemeinsamen Fortbildungen aller Berufsgruppen in der Geburtshilfe

Erfahrene Geburtshelferinnen und -helfer schulen Assistenzärztinnen und -ärzte in der praktischen Ausbildung.

Gemeinsame klinikinterne Fallkonferenzen für Hebammen, Frauenärztinnen und Frauenärzte werden eingerichtet.

Fortbildungen zu den Themen „angstfreie Risikokommunikation“ und „geburtsvorbereitende Gespräche“ werden geplant und durchgeführt.

Was ist der Vorteil einer natürlichen Geburt?

Sie gestalten die Geburt ihres Kindes aktiv mit.

Sie können mit den Menschen, die Sie begleiten in Blickkontakt bleiben.

Das Kind bestimmt den Zeitpunkt für die Geburt mit.

Auch ein Frühgeborenes profitiert in den meisten Fällen von einer natürlichen Geburt.

Die Geburt geschafft zu haben, macht sie stark und stolz.

Sie haben weniger gesundheitliche Probleme, im Vergleich zum Kaiserschnitt.

Sie haben eine geringeres Risiko bei weiteren Schwangerschaften, (z.B. für schwere Blutungen).

Sie können direkt nach der Geburt Ihr Kind zu sich nehmen und kuscheln.

Sie können Ihr Kind leichter stillen und die Milch kommt schneller.

Sie haben nach der Geburt weniger Schmerzen, als nach einem Kaiserschnitt.

Sie erholen sich schneller nach der Geburt und sind schneller wieder zu Hause.

Ihr Kind braucht seltener Atemhilfen direkt nach der Geburt, als Kaiserschnitt-Kinder und wird seltener in die Kinderklinik verlegt.

Durch die Geburt erfährt das Kind eine gute Vorbereitung auf das eigenständige Leben.

Das Kind erhält einen natürlichen Schutz vor Krankheiten.

Es bekommt seltener Asthma, Allergien und Diabetes.

 
Quelle: Bremer Bündnis natürliche Geburt